In meiner neuen Rubrik [ich mag] möchte ich mich Buchreihen, Hörspielen, Autoren widmen, die mich schon seit Jahren begeistern, ohne dabei vertieft auf ein einzelnes Werk einzugehen. Eine Gesamtschau über das, was ich aus der grossen weiten Buchwelt so mag, sozusagen.
Meine erste Begegnung mit Harry Potter hatte ich Ende 2000.
Soeben war "Feuerkelch" auf Deutsch erschienen und jeder sprach über
Harry Potter. Es gab Buchhandlungen, die extra um Mitternacht öffneten, damit
sie die begeisterten Fans keine Minute länger als nötig auf den neusten Band
warten lassen mussten (und sicher sein konnten, dass sie die ersten waren, die
damit Geld verdienten…). Ich hatte zuvor noch nie etwas vom britischen
Zauberlehrling gehört. Und nun, da die Reihe in aller Munde war und jeder davon
begeistert schien, ging ich davon aus, dass etwas, das die Massen derartig
begeistern konnte, ja nur kompletter Schrott sein könne (ja, manchmal bin ich
ein ziemlicher Snob). Immerhin wollte ich mir aber meine eigene Meinung bilden
und informiert über den vermeintlichen Schrott ablästern können, daher machte
ich mich auf die Suche nach dem ersten Band. Kaufen wollte ich ihn nicht, da er
damals auf Deutsch nur als ziemlich teures Hardcover erhältlich war und ich
überzeugt davon war, dass es mir nicht gefallen würde. eBooks gab es damals ja
noch nicht, und auf die Idee, es als englisches Taschenbuch zu kaufen kam ich
damals mangels Internetverlockung schlicht nicht. Also Abmarsch in die örtliche
Bibliothek. Dort musste ich erfahren, dass sie das Buch zwar hatten, es aber
zurzeit ausgeliehen war und die Warteliste für nachfolgende Ausleihen etwa ein
halbes Jahr lang war. Zum Glück erfuhr meine beste Freundin von meiner
vergeblichen Suche und da sie bereits Fan der Reihe war, lieh sie mir den
ersten Band aus (diese beste Freundin ist seit 11 Jahren die Mutter meines
Patenjungen, der genau wie Mama und Patentante ebenfalls ein Potter-Fan ist).
Schon mit den ersten Zeilen hatte ich den kleinen Jungen (im
ersten Band ist er ja erst 11). Nicht übermässig schön, nicht übermässig
schlau, sondern einfach nur ein ganz normaler Junge mit dem Herz auf dem
richtigen Fleck. So ganz normal natürlich auch wieder nicht, schliesslich ist
er ein Zauberer. Und der Auserwählte, auch wenn da ja nicht ganz klar ist,
wieviel davon self fulfilling prophecy ist. Jedenfalls hat es die Autorin J.K.
Rowling geschafft, mit Harry und seinen Freunden eine Gruppe von Jugendlichen
zu schaffen, in die sich wohl jeder hineinfühlen kann. Wer hat sich nicht auch
schon mal ausgeschlossen gefühlt, weil er anders ist? Sei es ein Bücherwurm wie
Hermione, rothaarig oder sonstwie optisch auffällig wie Ron oder einfach nur
anders aufgewachsen als die anderen wie Harry? Jeder der Schüler von Hogwarts
ist auf seine skurrile Art ganz normal und kann als Identifikationsfigur
dienen.
Auch bei der Gestaltung der Welt, in der die Bücher spielen
und der Handlung hat die Autorin ganze Arbeit geleistet. Von fliegenden Autos
bis zu lebenden und schreienden Babywurzeln ist alles zu finden. Der böse Feind
ist natürlich auch zu finden, wobei der Gegner in jedem Band normaler und damit
unheimlicher wird (am schlimmsten finde ich ja, wie viele andere auch, Dolores
Umbridge. Die wirkt so alltäglich, dass sie auch die Nachbarin von nebenan sein
könnte, was sie so richtig unheimlich macht. Gegner, die eindeutig der Fantasie
des Autors entspringen sind das eine, aber jemand wie Umbridge, die abgesehen
von der Magie auch in Luzern, Linz oder Ludwigshafen leben könnte, ist wirklich
gruselig…). Die Handlung der einzelnen Bände ist zwar zu einen gewissen Grad
voraussehbar (oder ist wirklich jemand überrascht, wenn Harry jedes Mal einen
Teilsieg erringt?) aber doch nie langweilig. Viele kleine Details fallen beim
ersten Mal lesen gar nicht auf, bis ein paar Bände später dann klar wird, dass
sie für die Gesamthandlung sehr relevant sind. Einzig bei den Namen hätte sich
J.K. Rowling noch etwas mehr Mühe geben können. Wer etwas Latein oder eine
damit verwandte Sprache spricht, wird beispielsweise durch den Namen Remus
Lupin übel gespoilert…
Die Kombination aus lebensechten, alltäglich wirkenden
Figuren und der fantasievollen Magierwelt schafft ein Leseerlebnis, in dem ich
mich sofort zu Hause fühle und doch nie langweile. Schon nach wenigen Minuten
hat mir Harry Potter gezeigt, dass ein Buch, das alle toll finden, doch nicht
unbedingt schlecht sein muss. Harry ist wie du und ich, und doch ganz anders,
und auf jeden Fall eine Lesereise wert.
Informiert ablästern xD. Bei Büchern, von denen die Massen derart begeistert sind, bin ich meistens auch eher skeptisch ^^. Und ich hab Harry Potter auch erst verdammt spät gelesen - 2015 oder so. Aber aus welchen Gründen auch immer du angefangen hast, die Reihe zu lesen: Super, dass du jetzt auch so ein großer Fan bist :).
AntwortenLöschenDass die Figuren alle so unterschiedlich, aber vor allem authentisch sind und somit gutes Identifikationspotential bieten, finde ich auch super :). Und Umbridge hasse ich natürlich auch wie die Pest :D. Sie war einer der Gründe, wieso ich am 5. Band ewig geknabbert habe.
Die vielen kleinen Details, die alle am Ende irgendwie Sinn ergeben, finde ich auch großartig. Selbst nach dem zigten Lesen kann man bei HP noch was Neues entdecken, und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie extrem viel Arbeit es gewesen sein muss, diese Geschichte zu erfinden und zu entwickeln.
Schön, auch jemand, der die Bücher immer und immer wieder liest. Wenn Du die Reihe erst 2015 für dich entdeckt hast, war ich ja im Vergleich richtig früh dran ;-) Aber wie Du so richtig festhälst, egal, wann und warum man die Reihe entdeckt hat, hauptsache, wir finden sie toll :-D
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