Samstag, 10. März 2018

[ich mag] Harry Potter





In meiner neuen Rubrik [ich mag] möchte ich mich Buchreihen, Hörspielen, Autoren widmen, die mich schon seit Jahren begeistern, ohne dabei vertieft auf ein einzelnes Werk einzugehen. Eine Gesamtschau über das, was ich aus der grossen weiten Buchwelt so mag, sozusagen.





Meine erste Begegnung mit Harry Potter hatte ich Ende 2000. Soeben war "Feuerkelch" auf Deutsch erschienen und jeder sprach über Harry Potter. Es gab Buchhandlungen, die extra um Mitternacht öffneten, damit sie die begeisterten Fans keine Minute länger als nötig auf den neusten Band warten lassen mussten (und sicher sein konnten, dass sie die ersten waren, die damit Geld verdienten…). Ich hatte zuvor noch nie etwas vom britischen Zauberlehrling gehört. Und nun, da die Reihe in aller Munde war und jeder davon begeistert schien, ging ich davon aus, dass etwas, das die Massen derartig begeistern konnte, ja nur kompletter Schrott sein könne (ja, manchmal bin ich ein ziemlicher Snob). Immerhin wollte ich mir aber meine eigene Meinung bilden und informiert über den vermeintlichen Schrott ablästern können, daher machte ich mich auf die Suche nach dem ersten Band. Kaufen wollte ich ihn nicht, da er damals auf Deutsch nur als ziemlich teures Hardcover erhältlich war und ich überzeugt davon war, dass es mir nicht gefallen würde. eBooks gab es damals ja noch nicht, und auf die Idee, es als englisches Taschenbuch zu kaufen kam ich damals mangels Internetverlockung schlicht nicht. Also Abmarsch in die örtliche Bibliothek. Dort musste ich erfahren, dass sie das Buch zwar hatten, es aber zurzeit ausgeliehen war und die Warteliste für nachfolgende Ausleihen etwa ein halbes Jahr lang war. Zum Glück erfuhr meine beste Freundin von meiner vergeblichen Suche und da sie bereits Fan der Reihe war, lieh sie mir den ersten Band aus (diese beste Freundin ist seit 11 Jahren die Mutter meines Patenjungen, der genau wie Mama und Patentante ebenfalls ein Potter-Fan ist).

Schon mit den ersten Zeilen hatte ich den kleinen Jungen (im ersten Band ist er ja erst 11). Nicht übermässig schön, nicht übermässig schlau, sondern einfach nur ein ganz normaler Junge mit dem Herz auf dem richtigen Fleck. So ganz normal natürlich auch wieder nicht, schliesslich ist er ein Zauberer. Und der Auserwählte, auch wenn da ja nicht ganz klar ist, wieviel davon self fulfilling prophecy ist. Jedenfalls hat es die Autorin J.K. Rowling geschafft, mit Harry und seinen Freunden eine Gruppe von Jugendlichen zu schaffen, in die sich wohl jeder hineinfühlen kann. Wer hat sich nicht auch schon mal ausgeschlossen gefühlt, weil er anders ist? Sei es ein Bücherwurm wie Hermione, rothaarig oder sonstwie optisch auffällig wie Ron oder einfach nur anders aufgewachsen als die anderen wie Harry? Jeder der Schüler von Hogwarts ist auf seine skurrile Art ganz normal und kann als Identifikationsfigur dienen.

Auch bei der Gestaltung der Welt, in der die Bücher spielen und der Handlung hat die Autorin ganze Arbeit geleistet. Von fliegenden Autos bis zu lebenden und schreienden Babywurzeln ist alles zu finden. Der böse Feind ist natürlich auch zu finden, wobei der Gegner in jedem Band normaler und damit unheimlicher wird (am schlimmsten finde ich ja, wie viele andere auch, Dolores Umbridge. Die wirkt so alltäglich, dass sie auch die Nachbarin von nebenan sein könnte, was sie so richtig unheimlich macht. Gegner, die eindeutig der Fantasie des Autors entspringen sind das eine, aber jemand wie Umbridge, die abgesehen von der Magie auch in Luzern, Linz oder Ludwigshafen leben könnte, ist wirklich gruselig…). Die Handlung der einzelnen Bände ist zwar zu einen gewissen Grad voraussehbar (oder ist wirklich jemand überrascht, wenn Harry jedes Mal einen Teilsieg erringt?) aber doch nie langweilig. Viele kleine Details fallen beim ersten Mal lesen gar nicht auf, bis ein paar Bände später dann klar wird, dass sie für die Gesamthandlung sehr relevant sind. Einzig bei den Namen hätte sich J.K. Rowling noch etwas mehr Mühe geben können. Wer etwas Latein oder eine damit verwandte Sprache spricht, wird beispielsweise durch den Namen Remus Lupin übel gespoilert…

Die Kombination aus lebensechten, alltäglich wirkenden Figuren und der fantasievollen Magierwelt schafft ein Leseerlebnis, in dem ich mich sofort zu Hause fühle und doch nie langweile. Schon nach wenigen Minuten hat mir Harry Potter gezeigt, dass ein Buch, das alle toll finden, doch nicht unbedingt schlecht sein muss. Harry ist wie du und ich, und doch ganz anders, und auf jeden Fall eine Lesereise wert.


2 Kommentare:

  1. Informiert ablästern xD. Bei Büchern, von denen die Massen derart begeistert sind, bin ich meistens auch eher skeptisch ^^. Und ich hab Harry Potter auch erst verdammt spät gelesen - 2015 oder so. Aber aus welchen Gründen auch immer du angefangen hast, die Reihe zu lesen: Super, dass du jetzt auch so ein großer Fan bist :).

    Dass die Figuren alle so unterschiedlich, aber vor allem authentisch sind und somit gutes Identifikationspotential bieten, finde ich auch super :). Und Umbridge hasse ich natürlich auch wie die Pest :D. Sie war einer der Gründe, wieso ich am 5. Band ewig geknabbert habe.

    Die vielen kleinen Details, die alle am Ende irgendwie Sinn ergeben, finde ich auch großartig. Selbst nach dem zigten Lesen kann man bei HP noch was Neues entdecken, und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie extrem viel Arbeit es gewesen sein muss, diese Geschichte zu erfinden und zu entwickeln.

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    1. Schön, auch jemand, der die Bücher immer und immer wieder liest. Wenn Du die Reihe erst 2015 für dich entdeckt hast, war ich ja im Vergleich richtig früh dran ;-) Aber wie Du so richtig festhälst, egal, wann und warum man die Reihe entdeckt hat, hauptsache, wir finden sie toll :-D

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