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von Val McDermid
übersetzt durch Doris Styron
- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 11.01.2016
- Aktuelle Ausgabe : 11.01.2016
- Verlag : HarperCollins
- ISBN: 9783959670180
- Fester Einband 320 Seiten
- Sprache: Deutsch
Der HarperCollins Verlag und Blogg dein Buch haben mir das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt, vielen Dank dafür!
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Inhalt
Janes Austens großer Roman Northanger Abbey, neu verfasst von
Krimimeisterin Val McDermid.
Lesen ist gefährlich! Zu gern verliert die 17-jährige Pfarrerstochter
Cat Morland sich in der Welt der Bücher und träumt von aufregenden
Abenteuern – die sie in ihrer Heimat im ländlichen Piddle Valley leider
niemals finden wird. Zum Glück darf sie zu einem Kulturfestival nach
Edinburgh reisen, wo sie sich in den jungen, aufstrebenden Rechtsanwalt
Henry Tilney verliebt. Als er sie auf seinen schönen, aber düsteren
Familiensitz Northanger Abbey einlädt, fühlt sich Cat jedoch plötzlich
in einen ihrer geliebten Gruselromane versetzt. Denn in dem alten
Gemäuer lauern die Schatten der Vergangenheit hinter jeder Ecke und die
Anzeichen verdichten sich, dass ein schreckliches Verbrechen geschehen
ist …
(Quelle: HarperCollins)
Meine Meinung
Die 17-jährige Cat ist sehr behütet und quasi
von der Umwelt abgeschlossen aufgewachsen. Ein einmonatiger Besuch in
Edinburgh macht sie mit der Gesellschaft bekannt – und den Männern…
„Northanger Abbey“ ist ein Roman von Jane
Austen, geschrieben um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Die
Autorin Val McDermid hat sich des Werks angenommen und den Stoff in die
heutige Zeit, und damit gut 200 Jahre
später, übertragen. Das Original von Jane Austen habe ich zwar schon
mal gelesen, aber das ist nun sicher 10 Jahre her und ich kann mich kaum
mehr daran erinnern. Einen inhaltlichen Vergleich zwischen dem Original
und der Neufassung kann ich daher nicht ziehen.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich schon einen Krimi von Val
McDermid gelesen habe (mit denen sie berühmt geworden ist)(, auch da
kann ich also keine Vergleiche ziehen.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der
Protagonistin Cat. Damit ist sie auch die einzige, über deren
Gefühlswelt der Leser etwas erfährt. Die anderen Personen werden nur
durch ihr Verhalten und ihre Reaktionen
beschrieben, ihre Motive bleiben aber unklar, solange sie nicht
deutlich angesprochen werden. Eine Eigenschaft von Cat hat mich mit der
Zeit ziemlich genervt: sie steht auf Vampire. Und zwar auf die
Twighlight-Variante, die lieben, glitzernden, die niemanden
beissen. Alles und jeden vergleicht sie mit Vampiren (huch, XY ist so
schnell und lautlos verschwunden, ist er etwa ein Vampir? Ich habe YZ,
den ich grandiose zwei Mal getroffen habe, noch nie bei Sonnenschein
gesehen, er muss also ein Vampir sein! YX sieht
viel jünger aus, als er ist, wie ein Vampir! Schlussendlich glaubt sie
ernsthaft, dass Vampire unter uns wandeln, und das mit 17!), was auf die
Dauer erst langweilt, und dann nervt. Zudem denkt sie oft naiv und
begriffsstutzig wie ein kleines Mädchen, was
sie als 17-jährige des 21. Jahrhunderts komplett unglaubwürdig
erscheinen lässt. Nicht nur die Protagonistin Cat hat mich als Figur
enttäuscht, auch alle anderen Charaktere blieben blass, klischeebeladen
und alles andere als der heutigen Zeit angepasst. Keine
einzige Figur konnte mich wirklich überzeugen oder mich sogar berühren.
Im Schreibstil hat sich Val McDermid dem
Vorbild Jane Austen angepasst, was ihn teilweise etwas geschwollen
wirken lässt. Die Geschichte liest sich sehr „klassisch“, was dem Leser
neben den Figuren noch zusätzlich das
Gefühl gibt, ein „altes“ Buch zu lesen, wobei die modernen Technologien
wie Facebook und die aktuellen Bücher wie „Twighlight“ wie ein
Fremdkörper wirken. Spannung kommt über die ganzen 304 Seiten leider
keine auf.
Mein grösster Kritikpunkt ist jedoch
folgender: Die Geschichte wurde zwar ins 21. Jahrhundert versetzt, aber
nur den äusseren Umständen nach. Viele Details gingen bei der Umsetzung
wohl vergessen, und die Figuren wurden
überhaupt nicht an unsere Zeit angepasst. Wieso sollte sich
beispielsweise in der heutigen Zeit eine 17-jährige darum Gedanken
machen, ob sie den ganzen Abend mit demselben Partner tanzen darf (was
heutzutage wohl ohnehin niemand mehr bemerken würde)? Wieso
sollte ein junges Paar in der Öffentlichkeit eine Anstandsdame
benötigen, um die Erwachsenen vom Tratschen abzuhalten? Wieso sollte
eine 17-jährige sich einen Monat lang mit Lesungen, Theaterstücken und
Bällen vergnügen, ohne zwischendurch auch mal eine Bar,
eine Party oder ein Rock- oder Popkonzert aufzusuchen (ok, an einer
einzigen Party war sie…)? Welche 17-jährige verzichtet schon ihr ganzes
Leben darauf zu fluchen, weil das ein schlechtes Bild auf ihren Vater
werfen könne? Wer verlobt sich nach einer Woche,
in der man sich nur in der Öffentlichkeit getroffen hat? Das Verhalten
aller Beteiligten und auch Cats Gefühlswelt erschienen mit daher sehr
altmodisch. Die regelmässige Erwähnung vom SMS und Facebook reichen eben
nicht aus, um eine alte Geschichte in die
heutige Zeit zu versetzen, ebenso wenig der inflationäre Gebrauch des
Wortes „Cool“ (benutzen Jugendliche den Begriff heutzutage überhaupt
noch? Und wieso schreiben sie SMS, heute nutzt man doch Whatsapp? Val
McDermid scheint sich mit der „heutigen Jugend“
nicht sonderlich gut auszukennen?).
Auch haben mich viele Verhaltensweisen und
Denkansätze, die vor 200 Jahren ganz normal waren und die ich in Jane
Austen Romanen auch gut akzeptieren kann, in die heutige Zeit versetzt
sehr genervt, insbesondere, da sie
von niemandem hinterfragt wurden. Ein Paar kann nicht sofort heiraten,
weil er zu wenig verdient, um beiden den Lebensunterhalt zu finanzieren?
Dann soll sie halt auch arbeiten gehen, notfalls bei McDonalds oder an
der Supermarktkasse! Die Welt geht unter,
weil sie erst in zwei Jahren heiraten können? Na und, das hält doch
heuten niemanden davon ab, eine Beziehung zu führen, zusammen zu wohnen
etc.! Eine Frau aus gutem Hause braucht keine Ausbildung, da sie ohnehin
heiraten wird? Wie bitte, sogar Queen Elizabeth
II hat eine Ausbildung (im 2. Weltkrieg wurde sie zur LKW-Fahrerin und
Mechanikerin ausgebildet) und auch die schwedischen Prinzessinnen
Victoria und Madeleine haben studiert! Es ist die Aufgabe des Vaters,
sicherzustellen, dass die Tochter den richtigen Mann
heiratet? Oh nein, sie heiratet ja schliesslich, und nicht er! Um
herauszufinden, wie eine Person ist, wird nach deren Familie,
insbesondere nach der finanziellen Lage, gefragt, und das von Tennagern?
Dazu erübrigt sich wohl jeder Kommentar…
Die Idee, eine altbekannte Geschichte in die
heutige Zeit hineinzuversetzen ist nicht neu, spricht mich aber
grundsätzlich immer wieder an. Wie man das geschickt macht, kann man an
Filmen wie beispielsweise „10 Dinge,
die ich an dir hasse“ sehen. Wie man es besser nicht macht, sieht man
an „Northanger Abbey“. Nur die äusseren Umstände zu ändern und die
Figuren SMS statt Briefe verschicken und Autos anstelle von Kutschen
fahren zu lassen, reicht nicht aus, um eine Story
in die heutige Zeit zu adaptieren.
Mein Fazit
Die Idee ist gut, aber die Umsetzung der Jane
Austen Geschichte vermag nicht zu überzeugen, da nur die äusseren
Umstände, nicht aber die Handlungs- und Denkweise der Personen angepasst
wurde und die Geschichte recht seicht
bleibt.
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