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von Dave Eggers
gelesen von Dion Graham
- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 01.03.2014
- Aktuelle Ausgabe : 01.03.2014
- Verlag : Whole Story Audio Books
- ISBN: 9781471258732
- Audio CD: 13h 45
- Sprache: Englisch
Auch über Audible erhältlich
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Inhalt
Die 24-jährige Mae Holland ist überglücklich. Sie hat einen Job
ergattert in der hippsten Firma der Welt, beim »Circle«, einem
freundlichen Internetkonzern mit Sitz in Kalifornien, der die
Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Twitter geschluckt hat,
indem er alle Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet,
über die einfach alles abgewickelt werden kann. Mit dem Wegfall der
Anonymität im Netz – so ein Ziel der »drei Weisen«, die den Konzern
leiten – wird es keinen Schmutz mehr geben im Internet und auch keine
Kriminalität. Mae stürzt sich voller Begeisterung in diese schöne neue
Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und High-Class-Restaurants, wo
Sterneköche kostenlose Mahlzeiten für die Mitarbeiter kreieren, wo
internationale Popstars Gratis-Konzerte geben und fast jeden Abend coole
Partys gefeiert werden. Sie wird zur Vorzeigemitarbeiterin und treibt
den Wahn, alles müsse transparent sein, auf die Spitze. Doch eine
Begegnung mit einem mysteriösen Kollegen ändert alles …
Meine Meinung
Mae Holland hat genau den Job ergattert, den sie
sich schon lange gewünscht hat: sie darf für die Online-Community
"Circle", die Merkmale von Google, Facebook, Amazon und weiteren
vereint, arbeiten. Immer mehr wird es zu ihrem Alltag, ständig
online zu sein und ihr Leben mit dem Rest der Welt zu teilen…
Die Geschichte wird in der dritten Person aus der
Perspektive der Protagonistin Mae erzählt. Über die anderen Figuren
erfährt der Leser nur, was Mae direkt wahrnimmt oder über sie denkt.
Aber auch Mae bleibt eher blass. Was sie genau antreibt
bleibt über grosse Strecken hinweg unklar. Während mir die
Protagonistin zu Beginn noch recht sympathisch war, hat sich dieser
Eindruck, je länger die Geschichte fortschritt, geändert. Mae wird schon
bald sehr selbstzentriert, denkt nur noch an sich und geht
davon aus, dass sich die ganze Welt nur um sie dreht und jeder, der ihr
begegnet, sich nur ihretwillen so verhält, wie er es tut. Jede
Ausweitung des "Circle" bejubelt sie frenetisch, ohne auch nur einen
Gedanken an mögliche Konsequenzen zu verschwenden.
Die Handlung ist im Grunde ziemlich mager, viel
passiert nicht. Das Buch baut hauptsächlich auf Dialogen auf. Der Leser
verfolgt, wie Mae sich in ihren Job gewöhnt, immer mehr Zeit investiert,
immer mehr Privatsphäre aufgibt und das auch
noch toll findet. Der "Circle", der zu Beginn fast zu schön klingt, um
wahr zu sein, wird immer mehr zum totalen Überwacher und wird dafür noch
bejubelt. Wer der kompletten Transparenz nicht zustimmt, verliert bald
seinen Job, sein Ansehen und vielleicht sogar
sein Leben. Wer nicht seine komplette Freizeit mit vom "Circle"
organisierten "freiwilligen" Treffen und Betätigungen verbringt, wird
bestraft. Leider konzentriert sich der Autor Dave Eggers viel zu sehr
auf Details als auf das grosse Ganze. Wen interessierts,
wie viele Likes Mae am Tag verteilt, wie viele Beiträge anderer sie
kommentiert und auf welchem Rang der "Circle"-Internen Social Media
Beteiligungsrangliste sie steht? Mich jedenfalls nicht, oder zumindest
nicht für jeden einzelnen Tag, den das Buch beschreibt…
Das Szenario der freiwilligen Totalüberwachung ist
realistisch betrachtet nicht mehr wirklich fern. Erst vor kurzem wurde
bei uns in der Schweiz ein Gesetz angenommen, dass die komplette
staatliche Überwachung des Internetverkehrs auch
ohne konkreten Verdacht auf eine Straftat erlaubt. Gleichzeitig breiten
immer mehr Leute ihr Leben auf den Social Media aus (ich bin da
natürlich keine Ausnahme) Und wie die Protagonistin Mae glauben auch
hier wohl viele, dass es ja nur zum Wohle aller ist,
wenn jeder jederzeit beobachten kann, was jeder andere gerade tut, und
dass sie ja nichts zu verstecken haben…
Der Autor Dave Eggers verwendet viele
"Circle"-interne Fachbegriffe wie z.B. Zing (was wohl eine Art Tweet
sein soll), die man erst mal kennenlernen muss, um sie zu verstehen.
Ansonsten ist der Schreibstil wenig abwechslungsreich gehalten,
Dialoge laufen meistens nach dem "he said, she said"-Schema ab. Das
Hörbuch wird von Dion Graham gelesen, der mich vollends überzeugt hat. Er bringt
genau die richtigen Emotionen ins Spiel und klingt in stressigen Szenen
eine schöne Gehetztheit an.
Mein Fazit
Wenig Handlung und nicht wirklich überzeugende Protagonistin (aber erschreckend realistisches Szenario).
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