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von Selma Lagerlöf
überstzt durch Thomas Steinfeld
gelesen von Robert Seethaler
- Erscheinungsdatum Erstausgabe : Nicht bekannt
- Aktuelle Ausgabe : 22.10.2015
- Verlag : Roof Music
- ISBN:9783864843082
- Audio CD: 20h 51
- Sprache: Deutsch
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Inhalt
Die Geschichte des jungen Taugenichts, der zur Strafe für seine
Bösartigkeit in einen Däumling verwandelt wird und auf dem Rücken des
Gänserichs Martin ganz Schweden erkundet. Ein Erziehungsroman, gespickt
mit Sagen und Märchen, der die Vielseitigkeit Schwedens, seiner
Lebensräume und Kulturen zeigt.
(Quelle: Roof Music)
Meine Meinung
Nils ist kein netter Kerl. Seinen Eltern
gehorcht er nur bedingt, Tiere zu quälen macht ihm Spass. Als er eines
Tages einen Wichtel ärgert, rächt sich dieser an ihm und verwandelt Nils
selber in einen Wichtel. Nur wenige
Zentimeter gross, wird er beim Versuch, den zahmen Gänserich Martin
davon abzuhalten, mit einer Schar Wildgänsen mitzufliegen, mitgerissen
und reist fortan zusammen mit den Gänsen quer durch Schweden. Auf der
Reise wird ihm klar, dass sein bisheriges Verhalten
alles Andere als gut war…
Mit meiner Bewertung oute ich mich wohl als
absoluter Kulturbanause. Immerhin hat die Autorin Selma Lagerlöf unter
anderem wegen dieses Buches den Literaturnobelpreis erhalten! Dennoch
will ich ehrlich sein und schildern,
wieso mir der Kinderbuchklassiker nur mittelmässig gefallen hat.
Die Geschichte wird in der
Beobachterperspektive erzählt und besteht aus einzelnen,
aneinandergereihten aber im Grunde grösstenteils voneinander
unabhängigen Szenen. Das macht sie zwar ideal zum Vorlesen in kleinen
Happen,
wer aber gerne längere Zeit am Stück mit einem Buch verbringt, wird
wohl wie ich die übergreifende Handlung vermissen, die die Szenen
verbindet. Einzelne Szenen empfand ich auch als nicht wirklich
abgeschlossen. So landet die Gänseschar einmal während eines
heftigen Sturms auf einer Eisscholle. Es ist dunkel, der Wind tobt, die
Gänse werden von gefrässigen Robben eingeschlossen – Ende der Szene.
Kein Wort davon, wie die Gänse davon gekommen sind.
Im Mittelpunkt der Erzählung steht natürlich
der verzauberte Nils, auch wenn es immer wieder Szenen gibt, in denen er
nur am Rande oder gar nicht vorkommt. Zu Beginn wird erwähnt, dass Nils
14 Jahre alt sei, aber dieses
Alter scheint mir unpassend. Um die Jahrhundertwende war man in diesem
Alter ja schon fast erwachsen, doch Nils verhält sich zu Beginn des
Buches wie ein bockiges Kind von höchstens 10 Jahren. Im Laufe der
Geschichte ist eine deutliche Entwicklung des Jungen
ersichtlich, so wurde er mir doch noch sympathisch. Die anderen Figuren
sind ziemlich eindimensional gehalten. Vor allem bei den Tieren fällt
auf, dass die Autorin sie grösstenteils artübergreifend charakterisiert.
Alle Schwäne verhalten sich so, alle Eulen
so und so weiter. Die Menschen werden oft so grob skizziert, dass sie
nicht mal einen Namen erhalten sondern schlicht „der Bauer“, „der
Student“ oder „der König“ genannt werden.
Der Schreibstil der Autorin Selma Lagerlöf
erinnert an Märchen, ist eher einfach gehalten, könnte aber jüngere
Kinder teilweise doch noch etwas überfordern, da altersbedingt (das Buch
ist über 100 Jahre alt) teilweise
Worte verwendet werden, die heute nicht mehr gebräuchlich sind.
Ähnliche Szenen werden oftmals mit den genau gleichen Worten versehen,
zudem enthalten viele Dialoge Wiederholungen (im Stil von „Wo bist Du?
Wo bist Du?“ „Ich bin hier! Ich bin hier!“), was mich
schnell gelangweilt hat. Hier hätte ich mir mehr Abwechslung in der
Wortwahl gewünscht.
Der Auftrag an die Autorin war, in einem Buch
für die Volksschule die schwedischen Landschaften sowie Mythen und
Sagen zu schildern, und das ist ihr im Grunde gut gelungen. Viele der
einzelnen Szenen befassen sich mit
einer spezifischen schwedischen Region, entweder mit ihrer
landschaftlichen Erscheinung oder einer Sage, die zur Region passt. Dies
erklärt auch, wieso die übergreifende Handlung (Reise nach Lappland und
zurück) die Szenen nur locker aneinanderbinden kann.
Der Auftrag wurde daher in meinen Augen gut erfüllt, das ändert aber
nichts daran, dass das Buch für meinen Geschmack sehr langatmig geworden
ist.
Die Hörbuchversion wird von Robert Seethaler
gelesen. Er spricht alle Personen- und Ortschaftsnamen auf schwedische
Art aus (wie gut ihm das gelungen ist, kann ich nicht beurteilen, da ich
so gut wie kein schwedisch spreche),
was für meine Ohren ziemlich ungewohnt klang. Wenn man aus der
Zeichentrickserie aus den 1980ern gewohnt ist, dass die Gans Martin
heisst, klingt das schwedisch ausgesprochene „Morten“ doch etwas
komisch.
Mein Fazit
Eignet sich mehr zum Konsum in kleinen Happen. Am Stück genossen wird die Geschichte sehr langatmig.
Daggis Buch-Challenge
Aufgabe 14, ein Kinder- oder Jugendbuch
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