Mittwoch, 30. Juli 2014

Mord in Kehrsatz




Bildquelle



  • Verlag : Weltwoche-ABC-Verlag
  • ISBN: 9783855041190
  • Flexibler Einband: 384 Seiten


    Dieses Buch ist vergriffen und nur noch gebraucht erhältlich



Mein Fazit



Eine junge Frau wird tot in ihrer eigenen Gefriertruhe aufgefunden. Für ihre Eltern, die Polizei und die Gerichtsbehörden ist schnell klar, dass es der Ehemann gewesen sein muss. Doch ist der Fall wirklich so eindeutig?

Schweizer ü30 werden sich wohl noch an den Mordfall Z. (da Wikipedia den Namen des Täters abkürzt, werde ich es hier auch tun. Im Buch werden die Namen von (fast) allen Beteiligten genannt) und die darauf folgenden Gerichtsprozesse, die in den Medien ein grosses Echo fanden, erinnern können. Ich selber kann mich zwar nicht aktiv an den Mordfall und den ersten Prozess erinnern, da ich damals noch zu jung war, aber weiss noch, dass meine Eltern manchmal beim Abendessen über den Revisionsprozess sprachen, bei dem Z. freigesprochen wurde.

Einer der Gründe für die Wiederaufnahme des Verfahrens war dieses Buch. Der Journalist Hanspeter Born war von der Darstellung der berner Behörden nicht überzeugt und begann Fragen zu stellen; zuerst als Artikelserie in der „Weltwoche“, danach in diesem Buch. Born sammelte dazu Fakten, Aussagen und Indizien zusammen, um den Mordfall und das danach stattgefundene Untersuchungs- und Gerichtsverfahren so realitätsgetreu wie möglich darzustellen und dabei die Widersprüche in der Indizienkette aufzudecken. Dabei bleibt er relativ neutral, stellt auch mal die Darstellung von Z. in Frage. Schlussendlich kann er jedoch nicht verstecken (und bestätigt es abschliessend selber), dass er Z.‘s Darstellung glaubt und ihn nicht für den Täter hält. Wer der wirkliche Täter war, kann aber auch dieses Buch nicht beantworten.

Als strafrechtsorientierte Juristin habe ich ein grosses Interesse an wahren Kriminalfällen. Der geschilderte Mordfall, der quasi „vor meiner Haustür“ stattgefunden hat (ich bin rund 30km von Kehrsatz entfernt aufgewachsen), bildet hier natürlich keine Ausnahme. Mir hat das Buch ausgezeichnet gefallen, ich tue mich dennoch etwas schwer damit, es weiterzuempfehlen. Wer eine spannende Kriminalgeschichte erwartet, wird enttäuscht, Action gibt es hier nicht. Wer aber mehr Hintergründe über den Mordfall Z. erfahren möchte und sich nicht an etwas trockener Sprache stört (wie erwähnt handelt es sich beim Autor nicht um einen Romanschriftsteller, sondern um einen Zeitungsjournalisten), kann hier ruhig zugreifen.




2 Kommentare:

  1. Ich kann mich gut am den Fall erinnern und auch an die Diskussionen daheim am Tisch - hmmmm eine verzwickte Geschichte war das! Ich habe natürlich von dem Buch schon gehört es aber nie gelesen - kam da nicht kürzlich was im SF? Tolle Rezession wie immer!!!

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    1. Ich habe gleich bei SRF nachgeschaut, kürzlich ist anscheinend realtiv: es gibt ein DOK dazu, das ist aber auf der Homepage nicht mehr abrufbar und daher älter als 2013...

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