Nachdem ich nun über drei Jahre fast
ausschliesslich Buchrezensionen geschrieben habe, möchte ich nun mal
etwas Neues ausprobieren. In meiner neuen Rubrik [mir gefällt] möchte
ich mich Buchreihen, Hörspielen, Autoren widmen, die mich schon
seit Jahren begeistern, ohne dabei vertieft auf ein einzelnes Werk
einzugehen. Eine Gesamtschau über das, was ich aus der grossen weiten
Buchwelt so mag, sozusagen.
Den Anfang machen hier "Die drei Fragezeichen".
Falls es da draussen doch entgegen meinen Erwartungen jemanden geben
sollte, der die Reihe nicht kennt, hier ein paar Infos dazu: in der
(fiktiven) kalifornischen Kleinstadt Rocky Beach in
der Nähe von Los Angeles haben sich die drei Schulfreunde Justus Jonas,
Peter Shaw und Bob Andrews zu einem Detektivtrio zusammengefunden, um
unter dem Namen "Die drei Detektive" mit dem Symbol von drei
Fragezeichen und dem Motto "Wir übernehmen jeden Fall"
ungewöhnliche Fälle aufzulösen. Dabei geht es nicht immer um
Kriminalfälle, auch wenn meistens ein solcher hinter dem vermeintlichen
Poltergeist, Ufo oder Ähnlichem steckt. Die Buchreihe entstand in den
1960ern in den USA, wurde aber erst in Deutschland ein
grosser Erfolg und wird seit 1993 ausschliesslich auf Deutsch
fortgesetzt. Die Bücher werden seit 1979 sehr erfolgreich als Hörspiele
umgesetzt.
Natürlich habe ich die Reihe schon als Kind
kennengelernt, aber damals eigentlich nur als Buch. Mein Bruder hatte
eine einzige Kassette (Der seltsame Wecker), die ich natürlich bald
auswendig konnte, aber ansonsten habe ich lieber "Die
fünf Freunde" oder "TKKG" gehört. Viele viele Jahre später, Anfang
2011, habe ich meine heutige Wohnung bezogen. Vor meinem Schlafzimmer,
ein paar Stockwerke tiefer, liegt eine Bushaltestelle, an der der Bus
abends oft mit laufendem Motor einige Minuten wartet,
um im Fahrplan zu sein, zudem gibt es schräg gegenüber eine Bar mit
Terrasse, auf der sich die Gäste im Sommer bis halb eins nachts
unterhalten. Nicht gerade der ruhigste Ort, wenn man wie ich sehr
lärmsensibel ist, was das Schlafen angeht. Da ich mit Ohrstöpseln
nicht schlafen kann, brauchte ich etwas, um den nervigen Lärm von
draussen zu übertönen, und was gibt es da besseres, als einer spannenden
Geschichte zu lauschen? So habe ich bald meine ersten CDs der drei
Fragezeichen gekauft, und schon nach wenigen Monaten
hatte ich meine Sammlung auf den aktuellen Stand ausgebaut und bestelle
bis heute jede neue Geschichte vor (mittlerweile sind es 190 reguläre
Fälle plus etliche Sondergeschichten, die nicht in der Nummerierung
vorkommen).
Natürlich gibt es bei mittlerweile rund 200
Geschichten nicht nur Volltreffer. Einige finde ich sogar eher
langweilig bis doof (beispielsweise den neusten Fall, "und die Kammer
der Rätsel"). Aber es gab bisher noch keine, die ich komplett
unhörbar fand (OK, bei einer knappen Stunde Spielzeit pro Fall kann man
auch eine weniger tolle Geschichte "durchleiden"). In den meisten
Fällen geht es um ein mehr oder weniger unheimliches Rätsel, dass sich
eigentlich immer ganz logisch erklären lässt. Da
gibt es für jeden Geschmack etwas, Fälle mit Geistern oder andern
unheimlichen Vorkommnissen, Fälle in denen es um Sport geht, Fälle in
denen ein Verbrechen im Zentrum steht und so weiter. Einige Geschichten
mögen für kleinere Kinder vielleicht zu unheimlich
sein, Blut fliesst allerdings nie (zumindest nicht in grösseren Mengen,
höchstens aus einigen Schrammen).
Besonders toll an den Geschichten finde ich
allerdings erst in zweiter Linie die Fälle an sich, sondern
hauptsächlich das Zusammenspiel der drei Protagonisten. Anders als bei
manch anderen Kinder- oder Jugendkrimis (ich denke da insbesondere
an TKKG) haben die drei Fragezeichen keine eigentliche Hauptfigur und
deren "Handlanger", sondern die drei sind gleichberechtigte (na ja, mehr
oder weniger, Justus' Stimme zählt bei Abstimmungen jeweils doppelt)
und vor allem gleich wichtige Mitglieder ihres
Detektivteams. Alle drei müssen ihren Beitrag leisten, um die Fälle zu
lösen. Dabei haben alle drei positive wie auch eher negative Seiten.
Justus ist hochintelligent und sehr gebildet, aber auch unglaublich
verfressen und oft ein furchtbarer Klugscheisser.
Peter ist gross und sehr sportlich, aber auch ein ziemlicher Angsthase.
Bob kennt sich super in Bibliotheken und dem Internet aus und hat über
seinen Vater, der Journalist ist, auch eine gute Verbindung zur Presse,
lässt sich aber zu leicht von Mädchen ablenken oder niederschlagen. Keiner wird so oft KO geschlagen wie Bob.
So ist jede Figur vielschichtig und wirkt lebensecht. Damit wird wohl
jeder jemanden finden, mit dem er sich identifizieren kann (oder findet
sogar, so wie ich, in jedem der drei Eigenschaften, die er auch von sich
selbst kennt).
Ebenfalls erwähnenswert finde ich, dass die
Sprecher in all den Jahren immer die selben geblieben sind (mit wenigen
Ausnahmen. Der Erzähler wurde mehrere Male ausgetauscht und leider sind
einige Sprecher bereits verstorben und mussten ersetzt
werden). Wenn man sich kurz nacheinander einen der ersten Fälle und
darauf einen neueren anhört, merkt man gut, wie die drei Jungs, die zu
Beginn der Hörspielreihe tatsächlich noch Jugendliche waren, doch
deutlich erwachsenere Stimmen bekommen haben. Aber
sie vermögen auch mit mittlerweile rund 50 Jahren immer noch als
Jugendliche zu überzeugen und es ist ihnen anzuhören, dass ihnen der Job
auch immer noch Spass macht.
Den Autoren der Buchreihe (da gibt es mehrere) ist
bewusst, dass es sehr viele Fans wie mich gibt, die die drei Detektive
schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten verfolgen und darum schon lange
nicht mehr der eigentlichen Zielgruppe einer
Jugend-Krimireihe angehören. Aber sie schaffen es immer wieder,
Abenteuer zu schreiben, die nicht nur mich, sondern auch meinen
mittlerweile elfjährigen Patenjungen begeistern (den habe ich in
jahrelanger Arbeit, zunächst mit der Kids-Reihe für die ganz kleinen,
angefixt), sodass aus den drei Fragezeichen eine Reihe geworden ist,
die die ganze Familie zusammen geniessen kann.
Die neue Rubrik finde ich toll :).
AntwortenLöschenIch muss ja gestehen, ich kenne Die drei ??? zwar, habe aber nur ab und an ein paar Geschichten gelesen. Ich wusste zB gar nicht, dass die Reihe nur noch auf deutsch fortgesetzt wird. Dann ist sie wohl bei uns erfolgreicher gewesen als in den USA?
„Keiner wird so oft K.O. geschlagen wie Bob“ XD.
Ich finde es immer wieder cool, wie die Sprecher es auch als Erwachsene noch hinbekommen, wie Jugendliche zu klingen. Ich war mal bei einer Lesung mit Andreas Fröhlich, der erst einen Ausschnitt aus „Eragon“ vorlas, dann seine Gollum-Stimme vormachte und dann auf einmal sprach wie Bob. Das war total cool und beeindruckend :D.
Ich glaube, ich muss mal wieder in die Hörspiele reinhören.
Liebe Grüße
Charlie
Hallo Charlie
LöschenSuper, dass ich mit der neuen Rubrik deinen Geschmack getroffen habe :-)
Ja, soweit ich weiss war die Reihe in den USA nicht sonderlich erfolgreich und heute wird sie wohl kaum noch jemand kennen. Im deutschsprachigen Raum gibt es wohl kaum Leute unter 50, die nicht zumindest mal von den ??? gehört hat.
Oh, du durftest Andreas Fröhlich mal live erleben, da werde ich gleich etwas neidisch. Bob war schon immer mein Liebling ;-) Ich habe die Eragon-Hörbücher auch gehört und brauchte eine Weile, um mich daran zu gewöhnen, dass Bob Andrews hier vorliest. Die Hörbücher sind aber ja zum Glück lang genug, dass etwas Eingewögnungszeit drinliegt :-D
Falls du einen Spotify-Account hat, kannst du dort in die Hörspiele reinhören, bis auf die allerneusten sind dort alle abrufbar.
Liebe Grüsse
Aglaya