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von Sophie Jordan
übersetzt durch Ulrike Brauns
- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 15.02.2016
- Aktuelle Ausgabe : 12.03.2018
- Verlag : Loewe
- ISBN: 9783732004683
- E-Buch Text: 384 Seiten
- Sprache: Deutsch
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Bücher der Reihe:
Infernale
Rhapsodie in Schwarz
Inhalt
Als Davy in einem DNA-Test positiv auf das Mördergen
Homicidal Tendency Syndrome (HTS) getestet wird, bricht ihre heile Welt
zusammen. Sie muss die Schule wechseln, ihre Beziehung scheitert, ihre
Freunde fürchten sich vor ihr und ihre Eltern meiden sie. Aber sie kann
nicht glauben, dass sie imstande sein soll, einen Menschen zu töten.
Doch Verrat und Verstoß zwingen Davy zum Äußersten. Wird sie das werden,
für das alle Welt sie hält und vor dem sie sich am meisten fürchtet –
eine Mörderin?
(Quelle: Loewe)
Meine Meinung
Davy scheint das grosse Los im Leben gezogen zu haben, sie
ist jung, musikalisch, gutaussehend, schulisch erfolgreich und mit dem grössten
Mädchenschwarm der Schule zusammen. Doch das interessiert niemanden mehr,
nachdem Davy positiv auf das HTS, das sogenannte Mördergen, getestet wird. Von einem
Tag auf den anderen muss sie die Schule wechseln, verliert den ihr schon
zugesicherten Platz an der Uni und ihre Freunde wenden sich von ihr ab. Und
Davy selbst beginnt zu zweifeln. Bisher hat sie die offiziell verbreitete
Meinung, dass HTS-Träger allesamt böse und gewalttätig sind, ohne weiteres
geglaubt. Doch sich selbst kann Davy kaum als potentielle Mörderin sehen…
"Infernale" wird in der Ich-Perspektive der
Protagonistin Davy im Präsens erzählt. Wie Davy vor der schicksalshaften Diagnose
war, erfährt man nicht richtig, aber ich stelle sie mir recht oberflächlich und
fad vor (perfekte Menschen sind langweilig, nicht wahr?). Als Leser begreift
man zusammen mit Davy Schritt für Schritt, was eine solche Diagnose bedeutet.
Positiv aufgefallen dabei ist mir, dass Davy kein Jammerlappen ist. Wo andere
sich weinend ins Zimmer verzogen und nur noch "warum ich?!" geheult hätten,
versucht sie, sich mit den neuen Gegebenheiten zu arrangieren und
herauszufinden, welche Möglichkeiten sie nun noch hat. Allerdings bleibt sie
vorurteilsbehaftet. Selbst nachdem sie weiss, dass sie selber Genträgerin ist,
fürchtet sie sich immer noch vor anderen HTS-Positiven, die sind ja
schliesslich gewalttätig… Ich hätte mir Davy auch etwas aktiver gewünscht, zu
oft lässt sie einfach alles mit sich geschehen, anstatt zu versuchen, ihr
Schicksal selber in die Hand zu nehmen.
Vielleicht liegt es daran, dass ich im September Auschwitz
besucht habe, aber irgendwie hat mich der Umgang mit den HTS-Trägern an den
Holocaust erinnert. Erst wird markiert (Judenstern/HTS-Ausweis), dann wird
interniert, und dann kommen die Vernichtungslager. Bis zu den
Vernichtungslagern kommt es in "Infernale" zwar (noch? Schliesslich gibt
es ja auch noch einen zweiten Band…) nicht, aber es scheint nur eine Frage der
Zeit zu sein. Vor allem hat mich die Gleichgültigkeit der Bevölkerung entsetzt.
Menschen, die bisher nichts Böses getan haben, nur Träger eines bestimmten Gens
sind, werden auf offener Strasse zusammengeschlagen, in Lager abgeführt,
erschossen. Und alle scheinen das in Ordnung zu finden. Es scheint sich auch
niemand die Frage zu stellen, ob denn wirklich jeder Träger des HTS-Gens zum
Mörder wird. Aus der Tatsache, dass 80 % der verurteilten Mörder HTS-Träger
sind, wird automatisch geschlossen, dass mindestens 80, wenn nicht sogar 100 % der
HTS-Träger zum Mörder werden. Vielleicht sollte man auch bedenken, dass auch
etwa 80 % aller Mörder männlich sind, da müsste man doch alle Männer mal
vorsorglich… (ihr merkt, worauf ich hinaus will)
Während der Lektüre hat "Infernale" vor allem ein
Gefühl in mir hinterlassen: Wut. Wut auf die Behörden, Wut auf die
Gesellschaft, die so etwas zulässt. Daneben teilweise auch Verständnis.
Natürlich beweisen Jugendliche HTS-Träger, die ein Massaker anrichten, der
Gesellschaft ja nur, dass die Diagnose richtig war, aber wie lange kann man
sich wie ein Mensch verhalten, wenn man wie ein Monster behandelt wird?
Mein Fazit
Macht wütend und bedrückt
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