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von Zoë Beck
- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 10.07.2017
- Aktuelle Ausgabe : 10.07.2017
- Verlag : Suhrkamp
- ISBN: 9783518467756
- Flexibler Einband 324 Seiten
- Sprache: Deutsch
Der Suhrkamp Verlag und Vorablesen haben mir das Taschenbuch kostenlos zur Verfügung gestelle, vielen Dank dafür!
Leseprobe
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Inhalt
London, in einer nicht wirklich fernen Zukunft: Ein
Drogenhändler treibt tot in der Themse, ein Schutzgelderpresser
verschwindet spurlos. Ellie Johnson weiß, dass auch sie in Gefahr ist –
sie leitet das heißeste Start-up Londons und zugleich das illegalste:
Über ihre App bestellt man Drogen in höchster Qualität, und sie werden
von Drohnen geliefert. Anonym, sicher, perfekt organisiert.
Die Sache hat nur einen Haken
– die gesamte Londoner Unterwelt fühlt sich von ihrem Geschäftsmodell
bedroht und will ›Die Lieferantin‹ tot sehen. Ein Kopfgeld wird auf sie
ausgesetzt. Ellie beschließt zu kämpfen – ihre Gegner sind mächtig, und
sie lauern an jeder Straßenecke.
(Quelle: Suhrkamp)
Meine Meinung
Die "Lieferantin" beliefert London mit Drogen.
Niemand weiss, dass die junge Ellie hinter diese Pseudomym steckt, die den
Drogenhandel nicht aus finanziellen, sondern aus politischen Gründen betreibt.
Im Post-Brexit England macht sie sich grosse Feinde, denn Drogenkonsum soll
noch schärfer verfolgt werden als früher, während ihre Arbeit vor allem den
anderen Drogenhändlern ein Dorn im Auge ist.
Die Geschichte wird in der dritten Person aus wechselnder
Perspektive erzählt, dabei werden mehrere Handlungsstränge verknüpft. Die
Handlung begleitet Mo, die ihre innere Leere mit Heroin zu überdecken versucht,
auf ihren Begegnungen mit wachsendem Rassismus, Leigh, der für das Verschwinden
eines Gangsters verantwortlich ist, Ellie, die den Drogensüchtigen wenigstens
sauberen Stoff liefern will und Declan, der als Sprössling einer Drogenhändlerfamilie
seinen Vater beeindrucken will, indem er gegen die "Lieferantin"
vorgeht. Da die einzelnen Szenen aus Sicht des jeweiligen Protagonisten
geschildert werden, erhält der Leser einen guten Einblick in die Gedanken und
Gefühle der Protagonisten, sodass ich mich gut in sie hineinfühlen, wenn auch
nicht immer ihr Vorgehen nachvollziehen konnte. So wirklich ans Herz gewachsen
ist mit allerdings niemand, da alle Figuren mindestens eine Eigenschaft
aufwiesen, die ich absolut inakzeptabel fand.
Die Geschichte selbst spielt in einer nahen Zukunft, in der
der Brexit vieles am Leben auf der britischen Insel geändert hat. So hat sich der
Rassismus stark ausgedehnt und dunkelhäutige Bürger müssen jederzeit damit
rechnen, auf dem Arbeitsweg verprügelt zu werden. Drogen werden von der Politik
als Ursache allen Übels angesehen und es wird geplant, Drogenabhängige von
allen Leistungen des Gesundheitssystems auszuschliessen und wenn möglich hart
zu bestrafen (das von der Autorin dafür geschaffene Wort "Druxit"
wird leider erst spät erklärt, sodass ich lange nicht verstand, was damit
gemeint ist). Und offenbar hat sich Schottland von England abgespalten,
jedenfalls muss nun bei der Einreise aus England der Pass vorgezeigt und eine
Sicherheitskontrolle passiert werden.
Während sich die Handlung oberflächlich in erster Linie um
Drogenhandel zu drehen scheint, ist jedoch eine politische Dystopie in meinen
Augen der wahre Handlungsträger. Was passiert, wenn Rechtsextremen freie Hand
gelassen wird; wie passt sich das Leben der Bürger den politischen
Gegebenheiten dann an? So interessant diese Fragestellung auch ist, leider hat
das für mich nicht viel mit einem Thriller zu tun. So wartete ich bei der
Lektüre ungeduldig, dass nun endlich der "Thrill" beginnen würde, und
die "Lieferantin" Ellie sich auf die Flucht vor ihren Gegnern
befindet, wie im Klappentext angekündigt. Doch dieser Aspekt spielt nur eine
Nebenrolle, überdeckt vom "was wäre, wenn".
Der Schreibstil der Autorin Zoë Beck lässt sich flüssig
lesen und ist gut verständlich, ohne zu einfach oder langweilig zu sein.
Mein Fazit
Interessantes dystopisches Politdrama, aber kein Thriller.
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