Ich schreibe hier ja eigentlich nur über Bücher und
Hörbücher, aber ab und zu lese ich auch gerne Comics. Bereits seit
meiner Kindheit schätze ich da besonders die frankobelgischen Reihen.
"Asterix", "Tim und Struppi", "Lucky Luke", "Gaston",
die meisten meiner bevorzugten Comics wurden von Belgiern erschaffen.
Keine Ausnahme bildet da "Yoko Tsuno" von Roger Leloup.
Yoko Tsuno ist wahrscheinlich nicht gar so bekannt
wie ihre männlichen Verwandten Tim, Asterix, Lucky Luke und wie sie alle
heissen. Yoko ist eine junge Japanerin, die zusammen mit ihren Freunden
Vic und Knut in der Welt herumgondelt, dabei
immer wieder spannende Rätsel aufzuklären hat und meist in tödliche
Gefahr gerät. Nicht selten trifft sie dabei auf die ausserirdischen
Vineaner, die abgesehen von ihrer blauen Haut wie Menschen aussehen und
sich auf der Erde vor der Zerstörung ihres Planeten
in Sicherheit gebracht haben.
Der Erschaffer der Reihe, Roger Leloup, scheint
eine besondere Affinität zu Deutschland zu haben, mehrere Bände der
Reihe spielen in deutschen Städten oder Burgen. Ansonsten spielen die
Geschichten quer durch Europa und auch mal in Asien.
Gezeichnet wird "Yoko Tsuno" im Stil der sogenanten
"Ligne Claire" mit klaren Konturen und ohne Schattierungen oder
Farbverläufe. Diesen Stil kennt man beispielsweise auch von den "Tim und
Struppi" Comics. Mir gefällt dieser Stil sehr gut,
mag er vielleicht weniger "spannend" sein als andere, so sind die
Bilder doch immer klar und deutlich zu erkennen.
Als Kind war ich besonders davon begeistert, dass
hier eine starke Frau die Hauptrolle spielt. Zwar gehören auch zwei
Männer zu den Protagonisten, aber Yoko selbst ist nicht nur schön und
intelligent, sondern auch körperlich sehr fit und
durch ihre Aikido-Kenntnisse den meisten Gegnern körperlich überlegen
(die sie ohnehin aufgrund ihres Aussehens und Geschlechts
unterschätzen). So etwas war in den späten 1980ern und frühen 1990ern
sehr selten (und auch heute noch nicht der Normalfall), in
den meisten Comicreihen mussten sich Frauen mit der Rolle der "Damsel
in Distress", die vom männlichen Hauptdarsteller gerettet werden muss,
oder der üblen Nervensäge zufriedengeben (zumindest in den europäischen
Comics. Amerikanische oder japanische führte
unsere Stadtbibliothek nicht, daher habe ich als Kind nie welche
gelesen). Aber auch heute noch können mich die Abenteuer von Yoko, Vic
und Knut begeistern. Die Bilder finde ich ansprechend und die einzelnen
Geschichten sind spannend und immer wieder auch
überraschend gestaltet. Meist laufen die Bände auf eine Art Krimi mit
mystischen Elementen hinaus, bei dem ein übersinnlicher oder
ausserirdischer Fall (oder zumindest ein Fall, der so gelagert zu sein
scheint) zu lösen ist.
Die Reihe umfasst mittlerweile 28 Bände, die nur
noch in Form von Sammelbänden erhältlich sind (die sind leider nicht
chronologisch, sondern thematisch aufgeteilt, was ich ziemlich doof
finde. Wenn man die Bände in der Erscheinungsreihenfolge
lesen möchte, muss man ständig zwischen den einzelnen Sammelbänden hin
und her wechseln). Ich gehe nicht davon aus, dass noch weitere Bände
erscheinen werden. Roger Leloup lebt zwar noch, aber ist mittlerweile 85
Jahre alt. Aber vielleicht täusche ich mich
ja und Yokos Abenteuer sind noch nicht zu Ende?
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