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von Lilly Lindner
- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 19.02.2015
- Aktuelle Ausgabe : 19.02.2015
- Verlag : FISCHER Kinder- und Jugendtaschenbuch
- ISBN: 9783733500931
- Flexibler Einband 400 Seiten
- Sprache: Deutsch
Leseprobe
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Inhalt
April ist fort. Seit Wochen kämpft sie in einer Klinik gegen ihre
Magersucht an. Und seit Wochen antwortet sie nicht auf die Briefe, die
ihre Schwester Phoebe ihr schreibt. Wann wird April endlich wieder nach
Hause kommen? Warum antwortet sie ihr nicht? Phoebe hat tausend
Fragen. Doch ihre Eltern schweigen hilflos und geben Phoebe keine
Möglichkeit, zu begreifen, was ihrer Schwester fehlt. Aber sie
versteht, wie unendlich traurig April ist. Und so schreibt sie ihr
Briefe. Wort für Wort in die Stille hinein, die April hinterlassen hat.
(Quelle: Fischer)
Meine Meinung
Seit Phoebes Schwester April wegen ihrer
Magersucht in eine Klinik gebracht wurde, fühlt sich Phoebe einsam. Sie
schreibt April Briefe, auf die sie jedoch nie eine Antwort erhält…
Das Buch ist als Briefroman gestaltet. In der
ersten Hälfte werden die Briefe von Phoebe an April gezeigt, in der
zweiten die von April an Phoebe. Mir ist aufgefallen, dass die beiden
Protagonistinnen in ihrem Schreibstil
sehr ähnlich dargestellt werden. Hier hätte die Autorin Lilly Lindner
noch mehr Unterschiede einbauen können, um zwei klarer voneinander
abgrenzbare Charaktere zu schaffen.
Phoebe als Figur erschien mir sehr
unglaubwürdig. Einerseits plappert sie in ihren Briefen munter vor sich
hin, wie man es von einer Neunjährigen erwarten würde, und schreibt oft
kindlich-naiv („wenn man arm ist, dann
muss man ständig sparen und kann nicht in den Urlaub fahren oder ins
Restaurant gehen“). Dann wieder lässt sie Satzgebilde wie das folgende
raus: „Die Zeit ist sowieso ein merkwürdiger Ort. Sie verläuft sich in
ihren eigenen Kreisen und verschiebt sich entgegen
der Erdumdrehungsachse. Als wollte sie sich davonmachen und in einem
schwarzen Wurmloch verschwinden, damit sie ja nicht mehr dabei sein
muss, wenn wir alle zusammen den Stillstand ausrufen.“, während sie fest
zeitgleich stolz erklärt, sie könne jetzt schon
ganz alleine den Computer einschalten und etwas ausdrucken. Das ist
einfach inkonsequent gestaltet und lässt sich auch mit einem „sie ist
halt ein Wunderkind“ nicht erklären (vor allem, weil das ausser bei der
überbordenden Sprache sonst nirgends rüberkommt).
Hätte die Autorin ihre Figur etwas älter gestaltet, wäre sie
glaubwürdiger und realistischer übergekommen.
Mit April hingegen hatte ich einfach nur
Mitleid. Kein Wunder, hat sie eine Essstörung entwickelt, so abschätzig
wie sie zu Hause behandelt wurde. Egal was sie gemacht hat, immer war es
falsch. Als ihre Depressionen begonnen
haben, haben es sie Eltern nur noch schlimmer gemacht. Welche liebende
Mutter beschimpft bitteschön ihr Kind als dumm, nachdem es sich mit
einer Rasierklinge verletzt hat, um den seelischen Schmerz zu betäuben?!
Und die Klinik, die ihre Eltern ausgesucht haben,
scheint auch nicht viel Wert zu sein. Von einer sinnvollen
Psychotherapie wird jedenfalls nichts erwähnt. Wie soll jemand wieder
gesund werden, wenn er von allem fern gehalten wird, wofür es sich
lohnen würde, gesund zu sein, von Familie, Freunden, Hobbies?
Hintergründe zur Magersucht werden übrigens kaum geliefert, es scheint
eher, als wäre Aprils Magersucht in erster Linie ein Symptom ihrer
Depressionen, und weniger eine klassische Essstörung. So fehlt
beispielsweise die so verbreitete verzerrte Körperwahrnehmung,
die eigentlich ein klassisches Merkmal einer Anorexia nervosa ist.
Wütend allerdings hat mich die Mutter von
Phoebe und April gemacht. Sie arbeitet mit Pflegekindern, wird also wohl
Sozialpädagogin oder etwas ähnliches sein, macht aber im Umgang mit
April so ziemlich alles falsch, was
man nur falsch machen kann. Sie versucht, sie mit essen vollzustopfen,
schreit sie an, schiebt ihr die Schuld zu, wirft ihr vor, absichtlich
krank geworden zu sein, nennt sie unausstehlich und eine Katastrophe und
hält sie von ihrer kleinen Schwester fern,
der einzigen in der Familie, der sich April noch nahe fühlt. Dabei
sollte doch gerade eine Sozialpädagogin wissen, dass Vorwürfe und
Strafen bei psychischen Erkrankungen (und Magersucht ist eine psychische
Erkrankung) nicht helfen sondern nur schaden, und
dass Freunde und nahestehende Personen lebenswichtig sein können.
Ebenfalls etwas negativ sind mir die Namen
der Figuren aufgefallen (auch wenn sie ja eigentlich nicht wirklich
relevant sind. Gestört haben sie mich trotzdem etwas). Die Geschichte
spielt in Berlin, aber bis auf wenige
Ausnahmen haben alle Figuren englische/amerikanische Namen wie Phoebe,
April, Hazel, River, Devon, John… Wieso das, sind der Autorin nicht
genügend Namen in den Sinn gekommen, die im deutschen Sprachraum
verbreitet sind? Ich dachte zuerst, dass das Buch in
den USA spielt, erst mit der Erwähnung, dass Hazel kein Englisch
spreche, wurde ich stutzig.
Die Autorin Lilly Lindner verwendet wie
erwähnt eine sehr blumige, poetische Sprache, sie jongliert mit den
Worten, setzt sie neu zusammen, auf unerwartete Weise. Mir war das
allerdings etwas zu viel, vor allem liess
es die Protagonistinnen, allen voran Phoebe, unglaubwürdig wirken.
Mein Fazit
Zu blumige Sprache für meinen Geschmack, vor allem bei einer erst neunjährigen Protagonistin. Die Figuren überzeugen nicht.
Daggis Buch-Challenge
Aufgabe 44, ein Buch mit einen Protagonisten, dessen Vorname mit dem gleichen Buchstaben beginnt, wie Dein eigener Vorname. Mein Vorname beginnt mit A, gleich wie bei April
Lovelybooks Themenchallenge
Aufgabe 26, ein Buch, bei dem Vor- und Nachname des Autors mit demselben
Buchstaben beginnt
ABC-Challenge der Protagonisten
Phoebe = P weiblich
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