Montag, 15. Oktober 2018

[Hörbuch] Wolkenschloss



Bildquelle

von Kerstin Gier
gelesen von Ilka Teichmüller






Hörprobe
Kaufen?



Inhalt


Hoch oben in den Schweizer Bergen liegt das Wolkenschloss, ein altehrwürdiges Grandhotel, das seine Glanzzeiten längst hinter sich hat. Aber wenn zum Jahreswechsel der berühmte Silvesterball stattfindet und Gäste aus aller Welt anreisen, knistert es unter den prächtigen Kronleuchtern und in den weitläufigen Fluren nur so vor Aufregung.
Die siebzehnjährige Fanny hat wie der Rest des Personals alle Hände voll zu tun, den Gästen einen luxuriösen Aufenthalt zu bereiten, aber es entgeht ihr nicht, dass viele hier nicht das sind, was sie vorgeben zu sein. Welche geheimen Pläne werden hinter bestickten Samtvorhängen geschmiedet? Ist die russische Oligarchengattin wirklich im Besitz des legendären Nadjeschda-Diamanten? Und warum klettert der gutaussehende Tristan lieber die Fassade hoch, als die Treppe zu nehmen? Schon bald steckt Fanny mittendrin in einem lebensgefährlichen Abenteuer, bei dem sie nicht nur ihren Job zu verlieren droht, sondern auch ihr Herz.
(Quelle: Argon)


Meine Meinung


Die siebzehnjährige Fanny hat die Schule abgebrochen und weiss nicht so recht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Darum macht sie ein einjähriges Praktikum in einem Luxushotel in den Schweizer Alpen. Der Job erweist sich als aufregender, als Fanny gedacht hat.

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive von Fanny in der Vergangenheit erzählt. Wirklich warm wurde ich mit der Protagonistin nicht, sie erschien mir ziemlich naiv und oft auch gedankenlos. Ständig fürchtet sie sich vor allem und tut eigentlich nur etwas, wenn sie jemand dazu auffordert.

Die Handlung läuft nur sehr langsam an. Die ersten paar Stunden des Hörbuchs drehen sich nur um Fannys Arbeit, wie sie Betten macht, im Wellnessbereich aushilft oder die Kinder der Gäste betreut. Das bildet natürlich den grössten Teil von Fannys Tag, aber zum Zuhören ist es nicht gerade spannend. Auch als die Handlung ihren Höhepunkt (eher eine grosse Anzahl an aneinandergereihten Zufällen) erreicht, während des Silvesterballs, bleibt das Tempo eher gemütlich. Aufgefallen sind mir die vielen Wiederholungen. Es soll wohl einen Running Gag darstellen, dass Fanny immer wieder "Fanny Funke aus Achim bei Bremen" genannt wird oder sie sich den Namen einer ihrer Arbeitskolleginnen einfach nicht merken kann, aber spätestens beim zweiten Mal fand ich es nicht mehr lustig… Auch sonst ist der Humor eher platt. Ein Achtjähriger mag ja über eine als Hundehaufen getarnte Schokotorte lachen, aber ich bin dafür definitiv zu alt. Bis zum Schluss war ich mir nicht sicher, was das Buch eigentlich sein will. Ein Krimi? Eine Mysterygeschichte? Ein Liebesroman? Von allen drei Genres trägt die Geschichte Elemente in sich, aber von keinem genug, damit man das Buch dort einordnen könnte. Das Setting rund um das noble, aber auch veraltete Hotel in den Bergen bietet viel Potential, dass die Autorin hier leider nicht ausgeschöpft hat. Insgesamt fühlte sich "Wolkenschloss" eher wie ein Kinderbuch als wie ein Buch für Jugendliche oder junge Erwachsene an.

Als Schweizerin ist mir aufgefallen, dass die Autorin Kerstin Gier leider nicht so viel Erfahrung mit der Schweiz zu haben scheint. So ist immer wieder von Walisern die Rede, aber die leben im Südwesten von Grossbritannien. In der Südwestschweiz leben die Walliser, mit Doppel-L und scharfem S (die falsche Aussprache ist hier wohl allerdings eher der Sprecherin und nicht der Autorin zuzuschreiben). Auch der Begriff "Züricher" ist bei deutschen Autoren zwar sehr häufig, aber dennoch falsch, wer aus Zürich kommt ist Zürcher. Dass der Hauptort des Kantons Wallis Sion heisst ist zwar an sich korrekt, aber nur auf Französisch. Für die Oberwalliser (das sind die deutschsprachigen) heisst die Stadt Sitten. Und eine Schweizer Kindergärtnerin ist eine Vorschullehrerin mit abgeschlossenem Studium an der pädagogischen Hochschule (der Kindergarten ist Teil des Schulwesens und vor Schuleintritt obligatorisch, je nach Kanton für 1-2 Jahre), die wird wohl kaum in einem Hotel über die Weihnachtferien die Kinderbetreuung übernehmen. Dass Fannys Arbeitgeber reihenweise arbeitsgesetzliche Bestimmungen verletzen (Arbeitstagen von 14 Stunden und mehr für Minderjährige, kaum freie Tage, Arbeiten ohne Sicherheitsvorkehrungen oder richtige Einführung etc.), wirkt zwar etwas unrealistisch, ist aber auch in der Schweiz nicht unmöglich. Trüffel sind hier übrigens ausschliesslich die runden Pilze. Die Schokoladen-Dinger werden französisch benannt, entweder Truffes ("Trüff") oder Pralinés. Der amüsanteste Fehler ist allerdings, dass die Protagonistin Fanny, die notabene aus Norddeutschland kommt und zuvor keinerlei Erfahrung mit Schweizern hatte, innerhalb weniger Wochen (fast) jeden Walliser problemlos versteht. Die meisten Schweizer scheitern daran noch nach Jahren (dazu der Wikipedia-Eintrag: Walliserdeutsch ist für Sprecher der standarddeutschen Sprache nur eingeschränkt verständlich, und sogar viele Sprecher hochalemannischer Dialekte haben Verständnisprobleme). Jedenfalls hat jeder Schweizer, dem ich davon erzählt habe, gelacht… Daneben gibt es viele weitere Kleinigkeiten, die nicht ganz stimmen, aber schon die immer wieder wiederholten Fehler benötigen hier genug Platz, wie man sieht (und ja, bei solchen Sachen bin ich penibel (wir Schweizer nennen das "Tüpflischisser"), wenn man sein Buch schon im Ausland spielen lässt, dann bitte davor vertieft recherchieren).

Gelesen wird das Hörbuch von Ilka Teichmüller, die ihre Sache sehr gut gemacht hat. Mehr Spannung konnte aber auch sie nicht hineinbringen.

Mein Fazit

Zu tiefes Tempo schlägt auf die Spannung 







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